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2021.04.18. Grüne Erde - Der vierte Stand

Themen-Welten
2. Thema: Wirtschaftsdemokratie


Kooperation

Partnerschaft

Rosa Luxemburg Stiftung
Peter Imandt Gesellschaft e.V.
und
Zukunftswerkstatt Saar e.V.

2021.04.18. Grüne Erde - Der vierte Stand
Thema: "Soziale Gerechtigkeit - Wirtschaftsdemokratie"

"Mit der Erlaubnis des Magazins "GoodTimes" von Grüne Erde dürfen wir folgenden überaus gelungenen Artikel "Der vierte Stand" im Rahmen unseres Engagements um Wirtschaftsdemokratie veröffentlichen."

„Der vierte Stand“

Ein altes Bild mit aktueller Gültigkeit

„Il Quarto Stato“, dieses um 1900 von Giuseppe Pellizza da Volpedo gemalte Bild ist eines der wichtigsten Werke des späten „Realismo“ in Italien. Das etwa 3 x 5,5 m (!) große Gemälde mit seinen lebensgroßen Figuren ist ein Symbol für die kommende Erstarkung

und Präsenz der Arbeiterbewegung, dem neben Adel, Klerus und Bürgertum vierten

Stand der Gesellschaftsordnung, dem „Quarto Stato“.


Eine aus Männern und Frauen jeglichen Alters bestehende Menschenmenge tritt aus dem

Schatten ins Licht und schreitet in breiter Front direkt auf uns zu.

Die Landarbeiter treten stolz, selbst- und standesbewusst, ja fordernd (den 12-Stunden-Tag? bessere Bezahlung? soziale Gerechtigkeit?) auf.

Angeführt werden sie von drei Personen: zwei großen, kräftigen, garibaldi-haften Männern

mit beeindruckenden Bärten und breitkrempigen Hüten. Neben ihnen – buchstäblich gleichgestellt – eine junge, barfüßige Frau, madonnenartig ein nacktes Kleinkind haltend. Sie wendet sich mit fragender Geste an die unbeirrt Schreitenden.

Ist einer der beiden Männer der Vater des Kindes? Sollte dieser nicht besser Brot und etwas Geld nach Hause bringen, anstatt sich mit dem Gutsherrn anzulegen?

„Il Quarto Stato“ gilt heute vor allem in Italien als gemaltes Denkmal der frühen Arbeiterbewegung.


Obwohl – oder gerade weil – das Bild schon zur Zeit seiner Entstehung vor 120 Jahren

nicht die Wirklichkeit, sondern die idealisierte Wirklichkeit zeigte, hält seine auch den suggestiven Farben geschuldete Wirkung bis heute an.


Wen sehen wir im Jahr 2021 auf „Il Quarto Stato“:

Illegale chinesische Arbeiter in der toskanischen Textilindustrie?

Marokkanische Saisoniers, die unser Obst und Gemüse ernten?

Polnische Leiharbeiter, die in heimischen Fleischfabriken im Akkord Schweine zerlegen und in Containern hausen?

Paketdienstfahrer, die für € 1.300,– brutto im Monat 12 bis 14 Stunden täglich unterwegs sind?

Slowakische Pflegerinnen, die unsere Alten ganztägig betreuen, und ihre eigenen Kinder oft wochenlang nicht sehen?

Pakistanische Näherinnen, denen buchstäblich die Decke ihrer Fabrik auf den Kopf zu fallen droht?

Die Kraft des Gemäldes von da Volpedo liegt in seiner aktuellen Gültigkeit, denn die Frage der sozialen Gerechtigkeit ist nach wie vor offen.

Aber was tun wir dagegen?

Winfried Hoffmann
Christine Wagner
Zukunftswerkstatt Saar e.V.

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